Junges Kolleg 2025 – Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und Künste
Songs of Sanity, 2023
PROJEKTBESCHREIBUNG: Mythen darüber, dass weiblich gelesene Menschen ihr Schmerzempfinden übertrieben darstellen, dass sie neurotisch oder gar „hysterisch“ seien, halten sich bis heute hartnäckig. Besonders gravierend wirkt sich dies auf gynäkologische Behandlungen aus, die seit Jahrhunderten mit Scham und Sprachlosigkeit verknüpft sind.
In dieser Arbeit berichten sieben Personen von ihren Erfahrungen bei gynäkologischen Behandlungen. Sie berichten von Machtmissbrauch und dem Gefühl, nicht gehört zu werden. Die Ausstellung stellt die Hierarchien in der Medizin infrage und macht auf die Notwendigkeit einer patient*innenzentrierten und mitfühlenden Behandlung aufmerksam.
It Is the Water Flowing that Makes the Sound, 2022
PROJEKTBESCHREIBUNG: Der Protagonist dieser Arbeit ist der Rhein. Die Fotografien zeigen Bauwerke, die das Uferfiltrat des Rheins abpumpen, es unter der Stadt hindurch transportieren, reinigen und wieder in den Fluss einleiten. In Köln wird das Trinkwasser aus Grundwasser gewonnen, das ebenfalls durch Rheinwasser gespeist wird. Das gereinigte Abwasser wird wieder in den Rhein eingeleitet, ohne dass Rückstände von Medikamenten vollständig entfernt werden. Aufgrund der zunehmenden Trockenheit ist der Rhein zusätzlich von schnell aufeinanderfolgenden Niedrigwasserständen betroffen. Im Gegensatz zu vielen Orten im globalen Süden betrachten wir in der westlichen Kultur Flüsse als unbelebte Objekte: Infrastrukturen, die einem bestimmten Zweck dienen. Dabei verkennen wir, dass sie Teil eines überregionalen Stoffwechselsystems sind.
TEXTFRAGMENT AUS DEN INTERVIEWS:
”Er hat mich gefragt, wie mein Sexleben aussieht. Da hab ich gesagt, dass ich eine Person regelmäßig sehe und mit dem auch Sex habe. Daraufhin hat er seine ganze Haltung und Tonus geändert. Und der Subtext war: „Das war ja klar, bei einer, die mit allen schläft….“ Und er hat mir dann konkret gesagt, dass ich gerade, obwohl ich Schmerzen habe und mein Sextrieb ja so groß ist, riskiere, dass ich keine Kinder mehr bekommen kann, dass ich langfristige Schäden davon habe. Und er hat mir dann noch eine Fehldiagnose von einer Eileiterentzündung gegeben. Dann hat er mir zwei Wochen Bettruhe verordnet. Und er sagte noch: „Früher konnte man das regelmäßig machen: Einfach Frauen, die keine Verantwortung für sich übernehmen konnten, zwei Wochen Bettruhe verordnen. Das geht ja nicht mehr so, aber das ist das Einzige, was ich ihn raten kann."
FRAGMENT DES WANDTEXTES:
”Seit ich mich mit Wasser und Abwasser beschäftige, denke ich viel über Verbundenheit nach. Und merke, dass ich mit meiner eigenen Verdauung ganz und gar nicht verbunden bin. Solange es da keine Probleme gibt, will ich mit meiner Scheiße nichts zu tun haben. Die Stadt ist ein Organismus, auch sie verdaut. Nämlich das, was schon einmal durch ihre Bewohner:innen hindurchgegangen ist. Ist es nicht auch irgendwie ein bisschen rührend, dass all unsere Scheiße zusammenfließt und dann gemeinsam unter der Stadt entlangläuft? Dadurch sind wir uns auf eine komische Art doch mega nah. Wenn wir unseren Ausscheidungen und damit unseren Körpern und unserer Natur nicht so fern wären, dann wäre das direkte Verbundenheit.”